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Re: Ein Großmufti von Jerusalem, der damals auch die Nazis unterstützte
Sa 28 Sep 2024 - 4:36
Hier nun weitere Artikel darüber: Der „Muselmann“, Hitler und der Mufti
Und noch weiteres: https://www.deutschlandfunk.de/ns-zeit-der-muselmann-hitler-und-der-mufti-100.html
Sowie auch ein Interview dazu: Islam im Nationalsozialismus
Für Führer und Prophet
Weiter zum Interview: https://www.deutschlandfunk.de/islam-im-nationalsozialismus-fuer-fuehrer-und-prophet-100.html
Ich finde, daran sollte immer wieder mal erinnert werden.
Es ist ein kaum beachtetes und heikles Kapitel der NS-Forschung: In den Konzentrationslagern waren auch Muslime. Wer an ihr Schicksal erinnert, gerät schnell in den Verdacht, die Schoah relativieren zu wollen. Neue Erkenntnisse dazu sind jedoch wichtig, um das Verhältnis von Juden und Muslimen differenziert zu bewerten.
„Die Geschichte mit dem Mufti von Jerusalem zeigte, dass Hitler ab einem gewissen Punkt die Muslime brauchte. Gerade die Araber also, gegen die Briten.“
Jörg Becker zufolge ist der Großmufti von Jerusalem allerdings einer von vielen Personen, die durch die Nazis für außenpolitische Zwecken instrumentalisiert wurden.
„Und dann ist dieser Gedanke sehr viel wichtiger als der Hinweis darauf, dass muslimisches Gedankengut und Nazi-Gedankengut kompatibel seien. Das ist eine Lieblingsthese von vielen anti-islamischen Kräften, der Hinweis, das totalitäre der Nazi-Zeit ist genauso totalitär wie der Islam. Das kann nur dazu kommen, dass diese Argumentationsfigur, weil der Instrumentalisierungsgedanke völlig missachtet wird. Insofern ist das sogar ein Stückchen ekelhaft, den Islam eine gleiche Gedankenwelt zu unterstellen wie den Nazis, nur weil der Großmufti als Instrument missbraucht werden konnte.“
Dass es keine Freundschaft zwischen Hitler und dem Großmufti gab, leitet Jörg Becker auch aus den Aussagen ab, die von Hitler generell über Muslime überliefert sind.
Und noch weiteres: https://www.deutschlandfunk.de/ns-zeit-der-muselmann-hitler-und-der-mufti-100.html
Sowie auch ein Interview dazu: Islam im Nationalsozialismus
Für Führer und Prophet
Hitler konnte das Christentum nicht ausstehen. Dem Islam konnte er etwas abgewinnen. Das NS-Regime ließ Hunderttausende muslimische Rekruten für Deutschland kämpfen. Dahinter stand „militärisches Kalkül“, sagte der Historiker David Motadel im Dlf. Ideologische Motive waren sekundär.
Weiter zum Interview: https://www.deutschlandfunk.de/islam-im-nationalsozialismus-fuer-fuehrer-und-prophet-100.html
Ich finde, daran sollte immer wieder mal erinnert werden.
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Ein Großmufti von Jerusalem, der damals auch die Nazis unterstützte
Sa 28 Sep 2024 - 4:29
Ja, während des Zweiten Weltkrieges gab es eine Zusammenarbeit der Nazis mit dem damaligen Großmufti von Jerusalem, was inzwischen mehr unter dem Teppich gekehrt wird, weil demnach nicht sein kann, was nicht sein darf. Man will die Ideologie des radikalen Forms des Islams ja partout nicht mit der NS-Ideologie verglichen sehen.
Nun aber genauer zu jenem Mufti: Mohammed Amin al-Husseini
Und noch weiteres mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Mohammed_Amin_al-Husseini
Darüber überhaupt schonmal was gelesen oder gehört?
Nun aber genauer zu jenem Mufti: Mohammed Amin al-Husseini
Mohammed Amin al-Husseini (arabisch محمد أمين الحسيني, DMG Muḥammad Amīn al-Ḥusainī oder al-Hussaini, englisch al-Husayni; * 1895, 1896 oder 1897 in Jerusalem; † 4. Juli 1974 in Beirut) war ein islamischer arabischer Nationalist aus einer einflussreichen Familie Jerusalems. Als von Großbritannien eingesetzter Mufti von Jerusalem wurde er ab 1921 zum Führer der Palästinenser, die einen eigenen Nationalstaat anstrebten. Er vertrat einen verschwörungsideologischen islamistischen Antisemitismus und verbreitete diesen nachhaltig unter Arabern. Von 1936 bis 1939 führte er den Arabischen Aufstand gegen jüdische Einwanderer und Briten in Palästina an. Ab 1933 unterstützte er das NS-Regime und arbeitete ab 1937 mit ihm zusammen. Von Oktober 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lebte er in Deutschland und verbreitete die nationalsozialistische Propaganda im arabischen Raum. Er wurde Mitglied der SS, mobilisierte Muslime für die Waffen-SS auf dem Balkan, setzte sich für die Blockade von Fluchtwegen für Juden aus Osteuropa ein und lieferte so tausende jüdische Kinder dem Holocaust aus.
Nach dem Krieg wurde er als Kriegsverbrecher festgenommen, erhielt 1946 aber in Ägypten Asyl und förderte von da aus den Palästinakrieg von 1948 gegen Israel. Nach der Niederlage der arabischen Angreifer und der Massenflucht und -vertreibung von Palästinensern (Nakba) verlor er seine politische Führungsstellung. Er war Lehrer und Förderer von Jassir Arafat, dem späteren Führer der PLO, der ihn als Vorbild verehrte. Al-Husseinis antisemitische Ideologie beeinflusste zudem indirekt auch die Hamas-Charta.
Partner des NS-Regimes
Am 31. März 1933, einen Tag vor dem nationalsozialistischen Judenboykott, hatte sich al-Husseini mit dem deutschen Generalkonsul in Jerusalem Heinrich Wolff getroffen und ihm angeboten, das NS-Regime zu unterstützen. Er erklärte Wolff ausführlich, dass alle Muslime weltweit das NS-Regime „begrüßten und die Ausbreitung faschistischer antidemokratischer Staatsführung auf andere Länder erhoffen. Jetziger jüdischer Einfluss auf Wirtschaft und Politik sei überall schädlich und zu bekämpfen“.[40] Einem deutschen Aufruf zum Judenboykott werde die ganze islamische Welt begeistert beitreten; er selbst werde diese Idee unter allen Muslimen verbreiten und eine aktionsfähige Organisation dazu anregen. Deutschland möge ausreichend Industrieprodukte an Palästina liefern, damit Nichtjuden diese dort vertreiben könnten.[41] Al-Husseini und viele Araber nannten Adolf Hitler mit dem Ehrennamen Abu Ali („Vater Alis“) des Kalifen ʿAlī ibn Abī Tālib.[42]
Am 5. Januar 1937 nahm al-Husseini über zwei Gesandte mit dem deutschen Botschafter im Irak Fritz Grobba Kontakt auf, informierte ihn, dass er einen „größeren Aufstand“ gegen die britische Mandatsmacht vorbereite, um sie von einer Teilung Palästinas abzubringen, und bat ihn um deutsche Hilfe für einen „Sieg“ über die Juden.[43] Im selben Monat erklärte er laut The New York Times: Die Araber und Nazideutschland bekämpften gemeinsam den Zionismus in Palästina. Sie hätten denselben Feind, die Briten und die Juden.[44] Von da an gewährten das NS-Regime und das faschistische Italien al-Husseini Finanzhilfen.[45] Zudem vermittelte er die Zusammenarbeit des NS-Regimes mit der ägyptischen Muslimbruderschaft, so dass diese während des Arabischen Aufstands erhebliche deutsche Finanzmittel, NSDAP-Schulungen zur „Judenfrage“ und Sprengstoff für Anschläge gegen die Briten in Palästina erhielt.[46]
Im Juni 1937, nach Bekanntwerden des britischen Teilungsplans, stoppte das NS-Regime die bis dahin geförderte Auswanderung deutscher Juden nach Palästina und befahl den deutschen Botschaftern in London, Bagdad und Jerusalem, das „Arabertum“ gegen den Zionismus zu stärken. Ein Judenstaat würde dem „Weltjudentum“ nur eine zusätzliche Machtbasis verschaffen und liege daher nicht im deutschen Interesse.[47] Im Oktober 1937 reisten die SS-Offiziere Adolf Eichmann und Herbert Hagen im Auftrag des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) nach Palästina, um die bisherige Auswanderungspraxis zu prüfen und Bündnispartner zu finden. Weil sie kein Transitvisum bekamen, trafen sie al-Husseini nicht persönlich. In ihrem Reisebericht empfahlen sie, nur noch enteigneten und wenigen Juden die Auswanderung zu gestatten.[48] Der Mufti sei als „das religiöse Oberhaupt der Araber“ und Leiter des AHC der geeignete Partner. Er habe die „Terrorwelle“ vom Oktober 1937 gegen Briten und Juden gelenkt. Sie bestätigten eine „nachrichtendienstliche Verbindung des Sicherheitsdienstes“ (SD) zu ihm und schlugen ein den gesamten Vorderen Orient umfassendes Nachrichtennetz aus deutschen und arabischen Kontaktleuten zu ihm vor.[49]
Ab 1938 lieferte Deutschland al-Husseinis Truppen auch Waffen. Bei einem Geheimtreffen mit Wilhelm Canaris, dem Chef der deutschen Abwehr, gab dieser den Plan auf, die Waffen über Saudi-Arabien zu liefern, damit die Briten die Quelle nicht entdeckten.[50] Ab 1940 wurden die Waffen über den nun vom Vichy-Regime beherrschten Libanon nach Palästina gebracht.[51] Ohne diese Hilfen, so erklärte al-Husseini später, hätte er den Arabischen Aufstand nicht durchführen können.[52] Das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) bestätigte in einem damaligen Bericht: Nur mit Mitteln Deutschlands für den Großmufti von Jerusalem sei die Revolte in Palästina ermöglicht worden.[53]
Ab September 1939 verbreitete das NS-Regime das Pamphlet Islam und Judentum als „Aufruf des Großmufti“ mehrsprachig im arabisch-islamischen Raum.[54] Dies sollte die eigene antisemitische Propaganda für Muslime attraktiv machen. 1942 schickte das Auswärtige Amt dazu 1500 Exemplare des Pamphlets an den deutschen Konsul in Tanger (Marokko). 1943 ließ das NS-Regime 10.000 Exemplare auf Serbokroatisch drucken und in Bosnien und Kroatien verteilen. Auch diese Versionen nannten al-Husseini als Autor. Der NS-Agitator Johann von Leers, der seit 1936 direkten Kontakt zum Mufti hatte, zitierte dessen Pamphlet in seinen eigenen Propagandaschriften von 1942 öfter.[55]
Für den Erfolg dieser Propaganda bei Arabern versprach Alfred Rosenberg dem Mufti, den Begriff „Antisemitismus“ in der deutschen Presse zu vermeiden. Der zuständige Beamte Hans Hagemann bat Werner Koeppen, seinen Kontaktmann zum „Führerhauptquartier“, am 17. Mai 1943 schriftlich, die Zusage einzuhalten, sonst würden „wir die Araber mit den Juden in einen Topf werfen“. Hitler hielt sich jedoch nicht daran und nutzte den Begriff Antisemitismus weiter.
Islamistisch-antisemitische Propaganda
Ab 1937 hatte der Mufti das NS-Regime gedrängt, einen arabischsprachigen Radiosender einzurichten. Ab April 1939 strahlte der Sender Zeesen mehrsprachige Rundfunkpropaganda für die „Orient-Zone“ aus. Er kontrollierte drei arabischsprachige Nazi-Sender in Berlin, Athen und Bari sowie drei arabischsprachige Geheimsender in Ägypten, Griechenland und Italien. Ihre Programme erstellten Stäbe im Reichspropagandaministerium, Auswärtigen Amt und OKW gemeinsam. Sie propagierten nach genauen Vorgaben täglich einen radikalen, mit dem Islam kombinierten Rasse-Antisemitismus für die Muslime weltweit, um die Judenvernichtung im gesamten arabisch-muslimischen Raum vorzubereiten. Seit der Ankunft des Mufti in Berlin wurde diese Propaganda verschärft.[76]
Dieser erhielt dafür monatlich 75.000,[77] ab 1943 bis zum Kriegsende laut Zeugenaussagen monatlich 90.000 Reichsmark vom deutschen Staat.[78] Das RSHA und Auswärtige Amt gaben ihm Hans-Joachim Weise und Werner Otto von Hentig als Personenschützer und Reisebegleiter.[79] Auf Befehl Hitlers bekam er ein „arisiertes“ Haus in Berlin als „Residenz“ und einen großen Mitarbeiterstab. Ab Mai 1943 erhielt er wie erbeten eine „größere Judenwohnung“ für sein Büro und residierte fortan in der Goethestraße 27 in Berlin-Zehlendorf.[80] Mehrfach nutzte er die Wilmersdorfer Moschee für seine Propagandareden.[81] Im Sommer 1944 wurde sein Büro zum Schutz vor Bombenangriffen nach Oybin verlegt, wo er bis Februar 1945 als persönlicher Gast Hitlers ein stattliches Haus bewohnte.
Und noch weiteres mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Mohammed_Amin_al-Husseini
Darüber überhaupt schonmal was gelesen oder gehört?
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